Andacht zur Fastenzeit unter dem Motto „7 Wochen ohne Pessimismus“

Andacht zur Fastenzeit unter dem Motto „7 Wochen ohne Pessimismus“

Thema der 5. Woche: Meine Zuversicht ist bei Gott (Ps 62,2-8)

Meine Seele ist stille 
zu Gott, der mir hilft.
Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz,
dass ich gewiss nicht fallen werde.

Wie lange stellt ihr alle einem nach,
wollt alle ihn morden,
als wäre er eine hangende Wand
und eine rissige Mauer?

Sie denken nur, wie sie ihn stürzen,
haben Gefallen am Lügen,
mit dem Munde segnen sie,
aber im Herzen fluchen sie.

Aber sei nun stille zu Gott, meine Seele;
denn er ist meine Hoffnung.
Er ist mein Fels, meine Hilfe und mein Schutz,
dass ich nicht fallen werde.

Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre,
der Fels meiner Stärke,
meine Zuversicht ist bei Gott.

Liebe Menschen zu Hause am Computer, Tablet oder Handy!

„My home is my castle“, mein Zuhause ist meine Burg.
Nur so können wir uns davor schützen, uns mit dem Corona-Virus anzustecken oder andere, falls wir es schon in uns tragen, zu gefährden.

Das ist richtig und wichtig.
Denn es geht um unsere Gesundheit und um die Gesundheit anderer, 
die eine Erkrankung gegebenenfalls nicht so leicht wegstecken.

Gut, nun sitzen wir also Zuhause. 
Mit unserer Familie, unserem Partner oder Partnerin oder alleine.

Wie ergeht es uns in unserem Homecastle?

Fällt uns schon die Decke auf den Kopf?
Macht sich Langeweile und Unzufriedenheit breit?
Nehmen die Reibungen im Alltag zu und streiten wir uns mehr als sonst?

Nicht alle haben eine große Wohnung oder ein Haus, 
in dem man sich aus dem Weg gehen und zurückziehen kann.
Wer einen eigenen Garten hat, kann sich glücklich schätzen.

Viele vermissen ihre Freunde und Kolleginnen, 
die Älteren ihre Enkelkinder, 
die Pflegebedürftigen in den Heimen ihren Besuch
und wir alle die Begegnungen, die unseren Alltag lebendig machen. 
Alleinstehende spüren ihre Einsamkeit noch bedrückender als sonst. 

Andere, die Ärzte und Pflegekräfte und alle, 
die Tag und Nacht für unsere Versorgung arbeiten,  
sind erschöpft und sehnen sich nach einer Pause zum Regenerieren, 
nach Schlaf und Stärkung für den erneuten Einsatz.

Auf der anderen Seite gibt es die, die von heute auf morgen 
ihre Arbeit und ihr Einkommen verloren haben 
und jetzt um ihre Zukunft bangen.
Wie soll nun der Kredit und wie die Miete bezahlt werden?
Wovon sollen ich und meine Kinder leben?

Sieben Wochen ohne Pessimismus – 
das klingt für diese Menschen vielleicht fast zynisch.

Umso wichtiger ist es, dass ihnen solidarisch und unbürokratisch geholfen wird.
Und so mancher Vermieter, der es sich leisten kann, auf die Miete verzichtet.

Wir wissen nicht, wie lange unser Zuhause unsere Burg sein wird, 
wann wir wieder normal zur Arbeit gehen und Feste feiern können.

Das bereitet uns Sorgen und innere Unruhe.

Manche Menschen können der Zwangspause 
jedoch auch etwas Positives abgewinnen. 
Nachdem die Hamsterkäufe abgeflaut sind, verlangsamt sich das Leben. 
Der Stress lässt nach. 
Wir gewinnen Zeit.
Wir können verweilen statt zu eilen.

Unsere Seele bekommt – ganz ungewohnt – neuen Raum.

„Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“

Stille zu Gott sein – das lässt sich nicht so einfach bewerkstelligen. 
Vor allem, wenn wir es gewohnt sind, immer nach vorne zu schauen, 
zu planen und die nächste Aufgabe in Angriff zu nehmen.
Selten leben wir wirklich so in der Gegenwart, 
dass wir aus ein paar Minuten Stille Kraft schöpfen.

Stille zu Gott sein – das braucht Übung.
Das weiß auch unser Psalm.
Ein paar Zeilen weiter ruft sich unser Beter diese Übung ins Gedächtnis, nachdem all die bedrängenden Gedanken wieder auf ihn eingestürmt sind.
Er nimmt diese Gedanken wahr, möchte sich aber nicht von ihnen 
in Beschlag nehmen und „runterziehen“ lassen.
Sondern erinnert sich selbst an das, was ihm Zuversicht gibt: 

Aber sei nun stille zu Gott, meine Seele;
denn er ist meine Hoffnung.
Er ist mein Fels, meine Hilfe und mein Schutz,
dass ich nicht fallen werde.

Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre,
der Fels meiner Stärke,
meine Zuversicht ist bei Gott.

Das sind wunderbare Worte, die uns in dieser Zeit von Corona stärken und ermutigen können.

Und hat Gottes guter Geist diese Worte nicht schon 
bei so vielen Menschen in der Krise zur Tat werden lassen?

Ein Konfirmand kauft für eine Nachbarin ein, die das Haus nicht verlassen soll.
Eine Frau gibt an der Kasse jemandem, der leer ausgegangen ist, 
eine Packung der berühmt-berüchtigten Rollen ab.
Ärzte im Ruhestand melden sich zur Mitarbeit in den Fieberzentren, die nun eingerichtet werden.
Zusammen mit ihren Kindern entdecken Eltern, vielleicht zum ersten Mal, die Schönheit des Waldes.
Eine Mitarbeiterin der Gemeinde lässt es sich nicht nehmen, 
trotz bei ihr anstehender Operation die Gemeindebriefe zu verteilen.

Wir haben gute Gründe, nicht pessimistisch, sondern zuversichtlich zu sein.
Und von unserer Hoffnung zu singen, wie es eins meiner Lieblingslieder tut, 
das den Frühling mit unserer Osterhoffnung verbindet:

Aus der Zwiebel wird die Blume, aus dem Samenkorn ein Baum;
in Kokons versteckte Hoffnung: Schmetterlinge frei im Raum.
Und im Schnee und Eis des Wintersträumt der Frühling seinen Traum,
unentdeckt, bis seine Zeit kommt; Gott allein gibt ihm Raum.

In der Stille wacht ein Lied auf, sucht nach Wort und Melodie;
Nacht und Dunkel weicht am Morgen: hoffnungsvolle Harmonie.
Aus dem Gestern fließt die Zukunft. Was sie birgt, ist jetzt Vision;
unentdeckt, bis ihre Zeit kommt; Gott allein kennt sie schon.

Unser Ende ist ein Anfang, unsre Zeit birgt Ewigkeit.
Aus dem Zweifel steigt der Glaube, aus dem Staub Unsterblichkeit.
Aus dem Tod folgt Auferstehung und das Ende ist Gewinn;
unentdeckt, bis seine Zeit kommt; Gott allein kennt den Sinn.

Originaltext und Musik: Natalaie Allyn Wakeley Sleeth (USA); Deutsch: Lothar Pöll 

Mögen Gott Ihnen diese Zuversicht an jedem der kommenden Tage in Ihrem Zuhause schenken!

Ihre Pfarrerin Dorothea Kik